Wie Anleger mit ungewissen Inflationsaussichten umgehen sollten. Ein Reuters-Gastbeitrag von Gerard O'Reilly


Weil Anleger die Inflationsentwicklung kaum besser vorhersagen als die Märkte, sollten sie sich eher auf Marktindikatoren für die erwartete Entwicklung der Verbraucherpreise verlassen und versuchen, positive Realrenditen zu erzielen oder Inflationsrisiken abzusichern.

In den vergangenen drei Jahrzehnten war die Inflation in den Vereinigten Staaten relativ moderat, der Verbraucherpreisindex stieg im Durchschnitt um 2,3% pro Jahr. Doch selbst die schwache Inflation der letzten 30 Jahre hat die Kaufkraft eines nicht investierten Dollars etwa halbiert. Daher wäre es wichtig zu wissen, ob der aktuelle Anstieg der Verbraucherpreise nur vorübergehend ist, wie der Chairman der Federal Reserve (Zentralbank der USA), Jerome Powell, glaubt, oder ob wir dauerhaft mit höherer Inflation leben müssen.


In die Marktpreise fließen die Einschätzungen aller Anleger ein, als Indikator für die Zukunft sind sie daher kaum zu übertreffen.


Kurzfristige deutliche Preisanstiege belasten die Kaufkraft weit weniger als eine anhaltend hohe Inflation. Wegen der gravierenden Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt und die Lieferketten von Unternehmen ist jedoch schwer zu sagen, ob wir gerade das eine oder das andere erleben. Die in den Marktpreisen enthaltenen Inflationserwartungen der Anleger deuten auf einen moderaten Anstieg der Verbraucherpreise in den kommenden Jahren hin. Genau wie Powell gehen Anleger die deutlich höhere Inflation der letzten Monate als vorübergehendes Phänomen an. Laut Daten der Federal Reserve Bank of St. Louis liegt die fünfjährige US-Breakeven-Inflation, also die für die nächsten fünf Jahre erwartete Inflation, bei 2,6 % pro Jahr – und damit nahe am Durchschnitt der letzten 30 Jahre.

In die Marktpreise fließen die Einschätzungen aller Anleger ein, als Indikator für die Zukunft sind sie daher kaum zu übertreffen. Aus diesem Grund sollten Anleger vielleicht weniger auf „Experten“ hören und sich eher Gedanken darüber machen, wie sie sich gegen die bereits eingepreiste Inflation absichern bzw. positive Realrenditen erzielen können.

US-Aktien haben in den letzten drei Jahrzehnten ebenso positive Realrenditen abgeworfen wie Aktien an anderen entwickelten und Schwellenmärkten. Inflationsbereinigt wäre ein Dollar, der 1991 in den S&P 500 Index investiert wurde, bis 2021 auf über 12 Dollar angewachsen, die Kaufkraft eines Anlegers hätte sich also verzwölffacht. Auch die Renditen währungsabgesicherter globaler Staats- und Unternehmensanleihen lagen in diesem Zeitraum über der US-Inflationsrate.


Alternativ können sich Anleger durch Unternehmensanleihen mit kurzer Laufzeit zusammen mit Derivaten, sogenannten Inflationsswaps, vor Preissteigerungen schützen.

Einschränkend sei gesagt: Zwar konnten Anleger mit Aktien und Anleihen im Durchschnitt und unabhängig davon, ob die Inflation über- oder unterdurchschnittlich war, positive Realrenditen erzielen. Auch ließ sich kein beständiger Unterschied zwischen diesen Assetklassen erkennen. Durchschnitt ist jedoch nicht gleich jedes Jahr. Wer in besonderem Maße durch Inflation gefährdet ist, sollte sich daher entsprechend absichern.

Dies gelingt zum Beispiel mit inflationsgeschützten US-Staatsanleihen (TIPS), deren Rendite an die Entwicklung des Verbraucherpreisindex gekoppelt ist. Steigt die Inflation stärker als erwartet, werden die Besitzer von TIPS durch Anpassungen für den Anstieg des Verbraucherpreisindex entschädigt und vor einer Erosion ihrer Kaufkraft geschützt.

Alternativ können sich Anleger durch Unternehmensanleihen mit kurzer Laufzeit zusammen mit Derivaten, sogenannte Inflationsswaps, vor Preissteigerungen schützen. Bei Inflationsswaps zahlt eine Seite einen Betrag, der an die aktuellen Inflationserwartungen gekoppelt ist, und erhält von der Gegenpartei einen Betrag, dessen Höhe von der tatsächlichen Inflation zu einem bestimmten Fälligkeitstermin abhängt. Diese Strategie ist zwar mit höheren Kreditrisiken verbunden, bietet jedoch höhere erwartete Renditen als eine reine TIPS-Strategie und ermöglicht eine bessere Diversifikation.

Inflationsschutz und positive Realrenditen gehören zu den wichtigsten Zielen vieler Anleger. Der Anteil des Vermögens, den sie jedem Ziel zuweisen, kann sich dabei nach dem Anlagehorizont richten. Ein hoher Anteil von Vermögenswerten mit positiven erwarteten Realrenditen kann beispielsweise für jene Anleger geeignet sein, die sparen und ihr Anlagevermögen in den kommenden Jahren nicht ausgeben wollen, denn mit diesen Assets wollen Anleger meist ihre zukünftige Kaufkraft erhöhen. Wer sich dagegen dem Ende seines Anlagehorizontes nähert und bald von seinen Ersparnissen leben will, möchte vielleicht eher den inflationsbereinigten Wert seines Portfolios schützen. In diesem Fall kann eine höhere Allokation in inflationsabsichernde Anlagen mehr Sicherheit bedeuten.

Anleger müssen die Märkte nicht überlisten oder Anlageziele aufgeben, um positive Realrenditen zu erzielen oder sich gegen Inflation abzusichern. Bei kurzfristigen Schwankungen der Verbraucherpreise sollten sie jedoch nicht überreagieren.


Dieser Artikel wurde ursprünglich bei Reuters Breakingviews veröffentlicht.




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